eBlocker – Schutz der Privatsphäre? Ein Selbstversuch.

Privatsphäre ade

Werbung ist notwendig, um ein Produkt erfolgreich verkaufen zu können, schließlich muss der potentielle Käufer überhaupt erst einmal Kenntnis von einem Produkt haben. Über Jahrzehnte hinweg wurde nach dem einfachen, kausalen Werbeprinzip „AIDA“ verfahren. Mit der Einführung neuer Techniken, insbesondere des Internets wurden die Methoden der Werbewirtschaft jedoch wesentlich diffiziler, deren Abstand zum möglichen Käufer immer geringer, man rückt ihm quasi digital auf die „Pelle“. Es wird auf Teufel komm raus „getrackt“, Daten werden zusammengeführt, Nutzerprofile erstellt. Dem Laien mangelt es an technischem Verständnis und den Blick für mögliche „reelle“ Folgen für sich und sein Umfeld.

Daten sind ein kostbares Gut geworden, mittlerweile nicht  nur für die Werbewirtschaft, die legitimer Weise nur Geld verdienen möchte, auch Kriminelle partizipieren, sei es auch nur, um Schadsoftware in Werbenetzwerke einzuschleusen.   Regierungen unterbinden kritische Kommentare, in dem sie die Ersteller über ihre IP-Adresse ausfindig machen und manchem „Otto-Normalbürger“ wird die Einreise in ein anderes Land, aufgrund „verdächtige Facebook-Chats„, verwehrt.

Viele Surfer wissen mittlerweile von der Datensammelwut im Internet. Spätestens seit Edward Snowdon ist dies ein Politikum geworden, das mit wechselnden Protagonisten, kontinuierlich für Schlagzeilen in den Medien sorgt. Die einen ignorieren alle Risiken und geben weiterhin persönlichste Daten im Internet preis, die anderen installieren Werbeblocker, nutzen VPN oder Torrent-Dienste. An dieser Stelle darf ich mich selbst der zweiten Gruppierung zuordnen. Ich verwende gezielt Werbeblocker beim surfen und blocke Flashanwendungen, um infiltrierenden Schadcode von vorneherein abzuwehren. Dies hat jedoch den Nachteil, dass man an vielen Endgeräten, ob Desktop-PC, Tablet , Videospieler oder Handy, diverse Werbeblocker und Tools installieren muss.

Der eBlocker!

Eine praktikable Lösung scheint nun das Team der eBlocker GmbH gefunden zu haben. Der eBlocker ist eine Hardware-/Softwarelösung, die in das Heimnetzwerk eingebunden wird und somit jedem Gerät vorgeschaltet ist, dass im Heimnetzwerk angemeldet ist. Der eBlocker wird als Hardware mit zwei Lizenzmodellen angeboten, eBlocker Pro und eBlocker Family. Wobei die Family-Version zehn Nutzer und eine Jugendschutzfunktion zusätzlich beinhaltet, ansonsten unterscheiden sich beide Versionen nicht (Stand Januar 2017). Glücklicherweise bietet die eBlocker GmbH dem interessierten technischen Laien eine zusätzliche Option, die eBlocker-Software auf eigener Hardware installieren zu können, nämlich…

…auf einem Raspberry Pi.

Die Hardwareanforderungen sehen derzeit einen Rasperry Pi /2 oder Banana Pi vor, jeweils mit mindestens 1 GB RAM ausgestattet. Mein Problem, mein „kleiner“ Rasperry Pi hat nur 512MB RAM und ist als Media -Center im Einsatz. Ich hatte jedoch noch einen schnelleren Raspberry Pi 3 B vorrätig und habe es einfach einmal mit dieser Version ausprobiert, obwohl die Entwickler und auch Nutzer ausdrücklich darauf hinweisen, dass derzeitig diese Version nicht unterstützt wird . Also ab hier, weichen wir vom Pfad der Tugend ab!

Dank einer im eBlocker-Forum verlinkten Kurzbeschreibung, wie das eBlocker OS, für den Raspberry Pi 3, auf eine SD-Card kopiert und bootfähig gemacht werden kann, lief die Installation recht zügig ab. Ich habe die automatische Installation parallel über den HDMI-Ausgang des Raspberry Pi´s verfolgt, um sicher zu gehen, dass die SD-Card mit dem eBlocker-OS korrekt bootet und die automatische Installation erfolgreich abläuft. Und siehe da,  das eBlocker OS-Installationsskript kam mit meinem Router(Netgear) einwandfrei zurecht, das orangefarbene eBlocker-Icon tauchte auf den ersten Webseiten auf und somit stand einer Begutachtung der Software-Einstellungen nichts im Wege. Schauen wir also auf…

…die eigentlichen Funktionsmerkmale des eBlockers.

Der eBlocker ist, nach erfolgreicher Installation im Browserfenster, als orangefarbenes Icon sichtbar.  Mit einem Mausklick auf das Icon werden weitere Einstellungen und Infos über die gesamte Breite des Browserfensters, in einem schmalen orangefarbenen Band sichtbar. Diese Anzeige ist angenehm überschaubar und bietet schnellen Zugriff auf die wichtigsten Funktionen:

  • + Ausnahmen – Ausnahmen hinzufügen, keine Blockierung der aktuellen Seite.
  • Tracker – Anzeige der gefilterten Tracker.
  • Werbung – Anzeige der gefilterten Werbung.
  • Anon – Zugriff auf anonymes Surfen, Einstellungen TOR-Netzwerk.
  • Tarnung: Aus/An – surfen u.a. Etikett, Mac, PC, Android, etc…
  • Pause – hält den eBlocker für einen bestimmten Zeitraum an.
  • Einstellungen – Weitere wichtige Einstellungen (Geräte, SSL, TOR-Netzwerk, etc.).
  • Hilfe – Hilfstexte

Neben der der Hauptfunktion, Tracker und datensammelnde Werbung zu blockieren, was meiner Meinung nach recht gut funktioniert, besteht zusätzlich die Möglichkeit „relativ“ anonym über das TOR-Netzwerk zu surfen. Hierzu sollte man unbedingt die experimentellen Beta-Optionen nutzen und WebRTC, HTTP Referrer Header, Google Capitve Portal Check deaktivieren. Hilfreich ist es hierbei die „Tarnung“ noch zu aktivieren, die der Gegenseite vorgaukelt, mit welchem System man unterwegs ist, z.B. Android, Mac, Windows, etc..

Unter dem Menüpunkt „Einstellungen“ finden sich nochmals einige interessante Punkte, wo man den eBlocker für jedes im Netzwerk befindliche Gerät individuell anpassen kann. Dies scheint mir besonders wichtig, da die SSL-Implementierung derzeit noch ein wenig „hakelig“ funktioniert, sprich diverse HTTPS-Seiten lassen sich je nach Gerät nicht immer aufrufen, wenn keine Ausnahme erstellt wurde oder das lokale SSL-Zertifikat nicht korrekt erstellt worden ist. Hier bedarf es ein wenig Übung und Feinjustierung, der entsprechenden Endgeräte. Manchmal hilft auch nur das vorübergehende Abschalten des eBlockers, z.B. bei der Nutzung von Streaming-Diensten, die über den eBlocker mehr oder weniger irritiert sind und u.U. den Dienst verweigern.

Mein erstes Fazit…

Nachdem ich mit einer 30-Tage-Testlizenz begonnen hatte, habe ich mitterweile eine Jahreslizenz für 59,00 EUR gekauft, denn ich finde den Einsatz des eBlockers durchaus sinnvoll und möchte die weitere Entwicklung verfolgen. Seinen Hauptzweck, die Datenverfolgung -und sammelwut einzuschränken, erfüllt er, wenngleich auch zum Teil noch etwas holperig, siehe die SSL-Implementierung. Doch meiner Meinung nach überwiegen die Vorteile, ich habe alle angeschlossenen Geräte zentral im Blick und kann diese stets individuell justieren.

Bitte beachtet, der eBlocker ersetzt keine Firewall oder Antivirus-Software. Es gilt nach wie vor: Augen auf und Hirn einschalten, beim surfen im Internet…

Für die Zukunft hat sich das eBlocker-Team weitere Verbesserungen vorgenommen, z.B. das Schützen mobiler Datenverbindungen, die Erweiterung der Hardwareanbindung auf die neueren Raspberry-Pi-Modelle, etc. Man darf also gespannt sein. Jetzt teste ich erst einmal in Ruhe und dann gibt es in ein paar Wochen mehr Infos, wie sich der eBlocker in der Praxis bewährt hat.